COPD – Chronisch obstruktive Erkrankungen

Bedeutung der Erkrankung

Im Vergleich zu vielen anderen chronischen Erkrankungen weist die Häufigkeit der chronisch obstruktiven  Bronchitis eine deutliche Zunahme auf, so dass sie mittlerweile die vierthäufigste Todesursache darstellt. Etwa 10 bis 15 % der Deutschen, so schätzt man, leiden an einer chronisch obstruktiven Bronchitis, mit zunehmender Häufigkeit etwa ab dem 60. Lebensjahr. Damit ist die COPD mittlerweile eine Volkskrankheit mit großer Bedeutung, auch für die Kosten im Gesundheitssystem.

Was verstehen wir unter COPD und was verursacht sie?

Die COPD betriftt zunächst das Organ Lunge. Diese setzt sich auch den Atemwegen, den Bronchien und den sogenannten Lungenbläschen, den  Alveolen, zusammen. Durch schädigende Einflüsse auf dieses System, und im Wesentlichen ist dies zu 80 % das Rauchen, kann es sowohl zu chronisch entzündlichen Veränderungen der Bronchien mit nachfolgender Einengung als auch zu Schädigungen der Lungenbläschen mit Entwicklung einer Überblähung (Lungenemphysem) kommen. Doch nicht nur das Rauchen ist als schädigender Einfluss zu benennen, sondern auch berufliche Belastungen mit Staub, insbesondere bei Bergarbeitern, und häufige Atemwegsentzüdungen können zu einer COPD führen.
Da es sich bei der COPD um einen chronischen Prozess handelt, ist er in seinem Verlauf zwar zu beeinflussen, aber nicht zu heilen. Abzugrenzen zur Chronic Obstructive Pulmonary Disease COPD ist das  Asthma bronchiale, bei dem es sich um einen reversiblen entzündlichen Prozess der Atemwege mit z.T. akuter Einengung und begleitender Luftnot handelt.

Welche Symptome lassen an eine COPD denken und wie verläuft die COPD?

In der Frühphase der Erkrankung, quasi mit dem Beginn einer chronischen Entwicklung, liegen häufig noch keine Symptome vor, so dass mit dem ersten Auftreten von Symptomen schon der Zeitpunkt einer Heilung der Erkrankung verstrichen ist. Insofern sollte jeder Raucher wissen, dass er sich auch bei fehlenden Beschwerden in einer Risikosituation befinden.
Die ersten Symptome der COPD sind häufig Husten, begleitet von insbesondere morgendlichem Auswurf. Im weiteren Verlauf kann Luftnot bei Belastung (schnelles Gehen, Treppensteigen, Tragen von Lasten) auftreten, dies als Folge entweder der chronischen Einengung der
Bronchien mit vermehrter Atemarbeit oder eines Verlust von Lungenbläschen (Lungenemphysem) mit eingeschränkter Sauerstoffaufnahmefähigkeit der Lunge.

Mitunter kann die COPD sich auch erstmalig im Rahmen einer Atemwegsinfektion bemerkbar machen und dann auch noch Abklingen des Infektes bestehenbleiben. Gerade Patienten die eine Überempfindlichkeit der Atemwege haben („asthmaähnlich“) sind bei Infekten durch die zusätzliche Verkrampfung der Bronchien mit Bildung von zähem Schleim stark beeinträchtigt.
Im Krankheitsverlauf kann die COPD immer wieder sogenannte „Exazerbationen“ bieten, die für die Prognose der Erkrankung als ungünstig gelten, insbesondere wenn stationäre Behandlungen oder sogar Intensivaufenthalte mit/ohne Beatmung nötig sind. Im Endstadium der Erkrankung kann eine so starke Beeinträchtigung der Lungenfunktion und Atemmuskulatur auftreten, dass eine Sauerstofftherapie und nicht-invasive Beatmung erforderlich sind. Wenn im Rahmen einer Intensivbehandlung sogar eine invasive maschinelle Beatmung erforderlich wird, kann es in Einzelfällen schwierig sein, den/die Betroffene(n) von der Beatmung entwöhnen. Dann spricht man von einer längeren Beatmungsentwöhnungsphase („prolongiertes Weaning“), auf die sich sog. Weaningstationen, wie in der Lungenklinik Hemer spezialisiert haben.
Die COPD ist in fast 50 % mit Herzerkrankungen vergesellschaftet, so dass auch begleitende Symptome der Herzerkrankung vorliegen können. In etwa 10 % wird bei COPD-Patienten eine Schlafapnoe angetroffen.

Welche Möglichkeiten der Diagnostik bei COPD gibt es?

Im Vordergrund steht neben den Hinweisen auf Risikofaktoren (Rauchen, Arbeitsplatzbelastung) zunächst die klinische Symptomatik mit Husten, Auswurf und Atemnot, die sich nicht bessern. Eine klinische Untersuchung mit Abklopfen und Abhören der Lunge kann Hinweise auf eine Verengung der
Bronchien, einen vermehrten Luftgehalt der Lunge und Sekret in den Atemwegen ergeben.
Über eine“kleine“ Lungenfunktionsdiagnostik (Spirometrie) ist über die Messung der Luft, die man in einer Sekunde maximal ausatmen kann (sog. 1-Sekundenluft) und die Menge Luft die man nach einer Ausatmung maximal einatmen kann, festzustellen, ob eine Einengung der Atemwege vorliegt. Eine „große“ Lungenfunktionsdiagnostik im Bodyplethysmographen (Bodyplethysmographie) sind weitere Aussagen darüber möglich, wieviel Luft sich in der Lunge befindet, insbesonder ob eine Lungenüberblähung (Lungenemphysem) vorliegt und wie eng die Atemwege bei normaler Atmung sind. Spezialuntersuchungen (Diffusionsmessung, Atempumpenmessung) geben Informationen über die Schwere der Sauerstoffaufnahmestörung der Lunge und die Belastung der Atemmuskeln.

Eine Untersuchung des Sauerstoffgehalts des Blutes (Pulsoxymetrie) läßt Rückschlüsse darüber zu, wieviel Prozent der roten Blutkörperchen mit Sauerstoff beladen sind, während eine Blutgasanalyse (Entnahme aus dem  Ohrläppchen) Auskunft über die Sauerstoff und Kohlendioxidspannung im Blut gibt. Bei schweren Beeinträchtigungen der Lungenfunktion finden sich nämlich Erniedrigungen der Sauerstoffsättigung und der Sauerstoffspannung im Blut, die bei chronisch belasteter Atemmuskulatur mit einer Erhöhung der Kohlendioxidspannung im Blut vergesellschaftet sein kann.
Die Ruheuntersuchungen können ergänzt werden durch Belastungsuntersuchungen, insbesondere wenn Beschwerden nur bei Belastungen auftreten und in Ruhe noch keine Veränderungen der Sauerstoffsättigung und Blutgase vorliegen. Eingesetzt werden der 6-Minuten-Gehtest und die Spiroergometrie, eine Untersuchung die wie ein Belastungs-EKG mit gleichzeitiger Messung der Atmung und der Sauerstoff- und Kohlendioxidwerte im Blut abläuft.
Weitere diagnostische Verfahren betreffen das Röntgen und die Computertomographie, wobei letztere das geeignetste Verfahren ist, Veränderungen des Lungengewebes im Sinne eines Lungenemphysems festzustellen. Darüberhinaus können dadurch auch andere Erkrankungen der Lunge, wie das bei COPD-Patienten im Vergleich zu Lungengesunden gehäuft auftretende Lungenkarzinom, festgestellt werden.
Bei begleitenden Herzsymptomen kommt die Echokardiographie zum Einsatz.

Was kann der Betroffene und was der Arzt tun?

Die wichtigste Maßnahme im Rahmen der Behandlung ist das Beseitigen der Krankheitsursache. Das ist in den meisten Fällen der Verzicht auf das Rauchen. Dadurch gelingt es, die Prognose der Erkrankung deutlich zu verbessern, auch noch im höheren Lebensalter.
Weiterhin ist ein regelmäßiges körperliches Training, z.B. im Rahmen des Lungensport, ein wesentlicher und gerade auch vom Betroffenen aktiv anzugehender Baustein.
Als vorbeugende Maßnahme, um das Risko von Atemwegsinfektionen speziell in den Wintermonaten und durch Pneumokokken hervogerufene Lungenentzündungen zu vermeiden, sind Schutzimpfungen gegen Grippe und Pneumokokken.
Die medikamentösen Maßnahmen zielen darauf ab, die Einengung der Atemwege zu verbessern. Dies kann mit Medikamenten, die inhaliert werden, erreicht werden. Dazu werden Dosieraerosole und Pulverinhalatoren mit bronchialerweiternden und entzündungshemmenden Substanzen angewandt. Die bronchialerweiternden Medikamente können sowohl akut als auch langwirksam (12 h oder 24 h) sein.

Kommt es zu akuten Schüben der COPD (Exazerbation), dann ist bei eitrigem Auswurf oder schweren Verlaufsformen der COPD auch der Einsatz von Antibiotika und/oder Kortison in Tablettenform angezeigt.
Sind aufgrund der Schwere der Erkrankung Erniedrigungen der Sauerstspannung im Blut aufgetreten, ist ab bestimmten Grenzwerten die Verordnung von Sauerstoff erforderlich. Dadurch kann die Prognose der Erkrankung verbessert werden. Dies gilt jedoch nur bei einer Anwendung von mehr als 16 h am Tag (Sauerstofflangzeittherapie). Ist zusätzlich aufgrund einer Ermüdung der Atemmuskulatur eine Erhöhung des Kohlendioxids im Blut nachweisbar, kommt eine nicht-invasive Beatmung über eine Nasenmaske oder Mund-Nasen-Maske zum Einsatz. Diese Behandlung wird in der Regel auf einer spezialisierten Station für außerklinische Beatmung eingeleitet. Mittlerweile gibt es neuere Daten, die auch für diese Behandlung eine Prognoseverbesserung belegen.
Wenn eine COPD im Wesentlichen durch eine Überblähung der Lunge gekennzeichnet ist, also ein Lungenemphysem im Vordergrund steht, ist zu überprüfen, ob eine gezielte Behandlung des Lungenemphysems, eine sogenannte Lungenvolumenreduktion (zu Deutsch: teilweise Beseitigung der Lungenüberblähung) in Form endoskopischer Verfahren (endoskopische Lungenvolumenreduktion: ELVR) oder eines chirurgischen Eingriffs (chirurgische Lungenvolumenreduktion oder Bullaresektion [Entfernung größerer Emphysemblasen, also vereinfacht gesagt von luftgefüllten Hohlräumen]) zum Einsatz kommen kann. Diese Verfahren werden seit viele Jahren in der Lungenklinik Hemer durchgeführt.
In Einzelfällen kann auch bei geeigneten, vorwiegend jüngeren Patienten eine Lungentransplantation durchgeführt werden. Dies bedarf jedoch einer ausführlichen Vordiagnostik und Prognoseabschätzung.

Ihr Ansprechpartner

Chefarzt
Priv-Doz. Dr. med.
Michael Westhoff
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Pneumologie, Intensivmedizin, Schlafmedizin, Somnologie (DGSM), Rehabilitationswesen, Ernährungsmedizin (DGE), Facharzt für Chirurgie
eMail: michael.westhoff@lkhemer.de

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