Zum Aktionstag gegen den Schmerz am 6. Juni: 23 Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen

Jun 5, 2023

Am ersten Dienstag im Juni findet jährlich der Aktionstag gegen den Schmerz statt. In diesem Jahr am 6. Juni macht die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS) als medizinische und versorgungsgestaltende Fachgesellschaft auf die besorgniserregende Entwicklung der schmerzmedizinischen Versorgung aufmerksam sowie auf das hohe Chronifizierungspotential betroffener Patientinnen und Patienten mit kritischen Risikofaktoren. Viele Patienten sind mit großen Herausforderungen konfrontiert, wenn es um die angemessene Diagnosestellung, Behandlungsmöglichkeiten und die langfristige Betreuung geht. Es gibt eine klaffende Lücke zwischen dem Bedarf an qualifizierter Schmerzversorgung und dem, was tatsächlich geleistet wird.
„Etwa 23 Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen“, gibt Dr. Andreas Wiedemann, Facharzt für Anästhesie, Schmerztherapie und Palliativmedizin, die Zahl der Schmerzerkrankten laut DGS an. „Aktuell versorgen gut 1.200 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Schmerzpatienten. Für eine flächendeckende Versorgung der schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Trotz der über 120 regionalen DGS-Schmerzzentren haben 188 Städte in Deutschland mit über 50.000 Einwohnern keine solche Einrichtung.“ Dr. Wiedemann ist Schmerztherapeut im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) an der Lungenklinik Hemer und betreut konsiliarisch auch stationäre Patienten der Lungenklinik, die aufgrund ihrer Erkrankung oder nach einer Operation eine Schmerzbehandlung während ihres Krankenhausaufenthaltes benötigen.
„Wiederkehrende Schmerzen sollten im Idealfall behandelt werden, bevor sie chronisch werden“, weist der erfahrene Schmerzmediziner auf präventive Konzepte hin, die oft aus einem Zusammenspiel von Medizin, psychologischer Beratung und Physiotherapie basieren. „Wichtig ist, dass die Patientinnen und Patienten, die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer chronischen Schmerzerkrankung haben, frühzeitig identifiziert werden“, sagt Dr. Wiedemann. „In einem frühen Stadium haben die Betroffenen eine gute Prognose, die Schmerzen wieder in den Griff zu bekommen. Hat sich ein Schmerz erst einmal chronifiziert, kann die Behandlung langwierig werden. Doch auch in diesem Fall helfen wir Betroffenen mit vielseitigen Therapiemöglichkeiten, die neben einer individuell zugeschnittenen medikamentösen Behandlung auch nichtmedikamentöse Behandlung einschließen können“, ergänzt der Schmerzexperte.
Durch das lückenhafte Versorgungsraster in der Schmerzmedizin können vor allem jüngere Patienten im Nicht-Tumorbereich nicht ausreichend therapiert werden. Daraus können sich gesamtökonomisch erhebliche Folgekosten ergeben. „Daher muss das gemeinsame Ziel darin liegen, durch interdisziplinäre und multimodale Konzepte schnellstmöglich die notwendigen politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, um der absehbaren Entwicklung steigender Patientenzahlen mit manifesten Schmerzproblemen präventiv entgegenzuwirken. Ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sind hierbei ebenso unverzichtbar, wie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung. Eine zukunftsorientierte Schmerzmedizin zählt zu den großen Herausforderungen künftiger Gesundheitspolitik“, unterstützt Dr. Wiedemann die Bestrebungen der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. für eine flächendeckende Versorgungsstruktur in der Schmerztherapie.

 

Zum Foto: Dr. med. Andreas Wiedemann, Schmerztherapeut des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) an der Lungenklinik Hemer (Foto: Anja Haak DGD Lungenklinik Hemer)

 

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