Jährlich erkranken in Deutschland rund 57.000 Menschen an Lungenkrebs. Trotz erheblicher medizinischer Entwicklungen wird die Diagnose nach wie vor häufig erst in einem späten, bereits metastasierten Stadium gestellt – eine vollständige Heilung ist dann meist nicht mehr möglich.
Therapiefortschritte geben Hoffnung
Trotz dieser Herausforderungen hat sich die Prognose für viele Betroffene durch moderne Behandlungsmethoden spürbar verbessert. „Insbesondere die Immuntherapie – allein oder in Kombination mit einer Chemotherapie – sowie sogenannte zielgerichtete Medikamente haben sich als sehr wirksam erwiesen. Selbst bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Lungenkrebs können viele Patientinnen und Patienten heute in einen stabilen, chronischen Verlauf überführt werden – häufig mit guter Lebensqualität“, erklärt Privatdozent Dr. Karsten Schulmann, Leitender Arzt der Onkologie und onkologischen Palliativmedizin sowie Leiter des Lungenkrebszentrums an der Lungenklinik.
Auch im frühen Krankheitsstadium gibt es neue vielversprechende Ansätze: „Wird eine Operation mit einer Immunchemotherapie kombiniert, noch bevor der Tumor entfernt wird, kann dies den Therapieerfolg erheblich verbessern. In bis zu 25 Prozent der Fälle finden sich nach der Operation keine aktiven Tumorzellen mehr – ein Zeichen für ein außergewöhnlich gutes Ansprechen“, so Privatdozent Dr. Stefan Welter, Chefarzt der Thoraxchirurgie und Leiter des Lungenkrebszentrums. „Auch zielgerichtete Therapien kommen bei bestimmten genetischen Veränderungen heute bereits in frühen Stadien zum Einsatz und erhöhen die Heilungschancen deutlich.“
Professor Dr. Kaid Darwiche, Chefarzt der Pneumologie ergänzt: „Unsere endoskopischen Verfahren – etwa die navigations- und CT-gestützte bronchoskopische Gewebeentnahme oder die ultraschallgestützte EBUS-Staging-Untersuchung – erlauben eine präzise Diagnose und Stadienbestimmung. Das ist entscheidend, um rasch und individuell auf die Erkrankung reagieren zu können.“
Moderne Strahlentherapie ergänzt Behandlungsmöglichkeiten
Neben operativen und medikamentösen Therapien trägt die Strahlentherapie wesentlich zum Behandlungserfolg bei. „Wir können heute mit hochpräziser Technik wie der intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT), Atemtriggerung oder der stereotaktischen Bestrahlung selbst bei kleinen Tumoren im Frühstadium oder bei inoperablen Befunden exzellente Ergebnisse erzielen“, betont Dr. Nicole Sophie Consdorf, Chefärztin der Strahlentherapie.
„Durch modernste Bestrahlungsplanung können umliegende Organe geschont und Nebenwirkungen deutlich reduziert werden – bei gleichzeitig hoher Wirksamkeit.“
Früherkennung als Schlüssel zur Heilung
So bedeutend die therapeutischen Fortschritte auch sind – für eine langfristige Heilung ist es entscheidend, den Lungenkrebs frühzeitig zu entdecken. Denn nur im Frühstadium bestehen realistische Chancen auf eine vollständige Heilung. Die Früherkennung des Lungenkarzinoms durch ein Lungenkrebs-Screening-Programm ist auf den Weg gebracht. Es wird erwartet, dass eine regelmäßig durchzuführende computertomographische Untersuchung mit einer niedrigeren Strahlendosis (Low-dose-CT) ab dem 1. April 2026 als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung für Menschen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Lungenkarzinoms angeboten wird.
Am Lungenkrebs-Screening können nach derzeitigem Stand dann aktive und ehemalige Raucherinnen und Raucher im Alter zwischen 50 und 75 Jahren teilnehmen, die mindestens 25 Jahre geraucht haben – wobei der Zigarettenkonsum noch andauert oder vor weniger als 10 Jahren beendet wurde. Der Umfang muss rechnerisch mindestens 15 Packungsjahre ergeben. Beispielsweise entspricht das Rauchen von 20 Zigaretten pro Tag über 1 Jahr lang einem Packungsjahr.
Die leitenden Ärzte des Lungenkrebszentrums PD Dr. Welter und PD Dr. Schulmann, hoffen, dass das Screening künftig dazu beitragen wird, Tumoren deutlich früher zu erkennen: Gerade bei sehr kleinen Tumoren kann eine alleinige Operation oft schon zur dauerhaften Heilung führen – ohne dass eine Chemotherapie oder Strahlentherapie erforderlich ist.
Rauchstopp bleibt die wirksamste Maßnahme
Trotz aller Fortschritte in der medizinischen Behandlung bleibt die wichtigste Maßnahme gegen Lungenkrebs der Verzicht auf das Rauchen. Denn rund 85 Prozent aller Lungenkrebstodesfälle in Europa sind direkt auf Tabakkonsum zurückzuführen.
„Wer raucht, erhöht sein Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, um das 24-Fache“, warnt Privatdozent Dr. Michael Westhoff, Chefarzt der Pneumologie und Ärztlicher Direktor. „Deshalb ist ein Rauchstopp – oder noch besser: erst gar nicht anzufangen – die beste Vorsorge.“ Auch E-Zigaretten und Vaping stellen keine sichere Alternative dar: Sie erhöhen das Risiko ebenfalls deutlich. Umso wichtiger sind Aufklärung, konsequente Präventionsarbeit und niedrigschwellige Hilfsangebote.
Ein solches Angebot ist die neue „Rauchfrei-Ticket“-Initiative, die die Lungenklinik Hemer unterstützt. Sie richtet sich gezielt an Raucherinnen und Raucher, die bereit sind, den Ausstieg zu wagen. Teilnehmende erhalten Zugang zu strukturierten Entwöhnungsprogrammen, Informationsmaterialien sowie Beratung durch Fachpersonal.
Die Chefärztinnen und Chefärzte der Lungenklinik sprechen sich zudem für stärkere gesetzliche Maßnahmen zum Schutz junger Menschen aus: „Wir fordern ein klares politisches Bekenntnis zu intensiveren Präventions- und Aufklärungskampagnen sowie wirksamen Regulierungen, um den Zugang zu Tabakprodukten und deren Konsum – insbesondere bei jungen Menschen – deutlich zu erschweren.“
Ganzheitliche Versorgung mit hoher Expertise
Mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigt sich: Die Therapie des Lungenkarzinoms ist heute deutlich wirksamer und zugleich schonender als früher – dank moderner Medikamente, technischer Innovationen in der Strahlentherapie und minimalinvasiver chirurgischer Verfahren. Doch der Schlüssel zu einer nachhaltig guten Prognose liegt in der Kombination aus Prävention, Früherkennung und individueller Behandlung.
Privatdozent Dr. Stefan Welter bringt es auf den Punkt: „In der DGD Lungenklinik Hemer arbeiten unsere Teams aus Medizin, Pflege und Funktion, Therapie sowie psychosozialer Begleitung Hand in Hand. Wir integrieren neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, Studienergebnisse und Therapiemöglichkeiten sofort in unsere Behandlungsabläufe – damit unsere Patientinnen und Patienten in allen Stadien der Erkrankung bestmöglich profitieren.“